“Muss nur noch schnell die Welt retten, danach flieg´ ich zu dir”.
Dann ist endlich Zeit für dich / mich / setze ein was dir wichtig ist. So singt Tim Bendzko und bringt es auf den Punkt. Wir haben zu viel zu tun. Nicht weil wir wirklich zu viel zu tun haben, sondern weil wir uns zu viel auf die Liste schreiben.
Die berühmt-berüchtigte To Do Liste. Ach was wir doch alles noch machen wollten. Aber irgendwie kommt immer was dazwischen.
Das ist eine tolle Liste. Besser essen, täglich meditieren, mehr Wasser trinken... Alles tolle Sachen. Aber da gibt es ein Problem.
Und was ist mit uns? Mit dir? Mit mir? Wo auf dieser Liste stehen wir? Wann ist Zeit für uns eingeplant? Mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht. Erst noch schnell das erledigen, dann setz ich mich und …schau Fernsehen …les ein Buch …ruf eine Freundin an. Das ist doch keine Ich-Zeit!
Wir haben verlernt, uns Zeit für uns zu nehmen. Wir sind darauf konditioniert, dass wir es uns nicht erlauben dürfen, weniger zu tun. Die Erfolgreichen sind immer beschäftigt, fleißig, arbeiten von morgens bis abends.
Aber stimmt das wirklich? Erfolgreich ist ja auch relativ. Erfolgreich im Sinne von viel Geld verdienen oder erfolgreich im Sinne von das Leben leben und genießen?
Es gibt ja auch den Spruch:
“Leben wir um zu arbeiten oder arbeiten wir um zu leben?”
Ich glaube wir tendieren zu erstem. Das wird uns so beigebracht. Wer nicht ständig arbeitet, was auch immer, ist faul. Und den Stempel wollen wir uns nicht aufdrücken lassen.
Aber was wäre, wenn wir uns erlauben würden, ein bisschen mehr Zeit mit Nichtstun zu verbringen (kein Netflix, kein Smartphone). Das würde Mut erfordern. Einfach mal Sein. Wer kann das schon? Sich mit sich selbst beschäftigen, vielleicht draußen?
Auch Yogis sind gestresst. Wie viele von uns nehmen sich vor, mehr Yoga zu üben oder regelmäßig zu meditieren. Eine To Do Liste, auf der Meditation oder Yoga als ein Punkt stehen, ist in sich eigentlich absurd. Denn damit ist die Ich-Zeit etwas, das abgehakt werden kann, etwas zwischen Punkt 3 und Punkt 5 auf der Liste. Etwas, das Stress reduzieren soll, wird zum Stress-Faktor.
Du kennst es wahrscheinlich selbst, dieses Gefühl von Energielosigkeit beim Anblick der Liste, selbst wenn du etliche Punkte abgestrichen hast. Dieses Vollfrachten mit Arbeit zehrt an unserer Energie und wir erlauben uns keine Zeit mehr zum Aufladen. Eventuell hilft Yoga dir, Energie zu gewinnen und du fühlst dich nach der Yoga-Stunde erfrischt und entspannt. Aber wenn dieses Gefühl nicht lange anhält, dann kann es sein, dass deine Arbeitslast (ohne, dass du etwas gemacht hast), dir bereits diese Energie wieder genommen hat.
Ein generell erschöpfter Geist und Körper ist wie ein Sieb, du kannst noch so viel Energie, Aufmerksamkeit oder wie du es nennen möchtest, hineingeben. Er kann es nicht halten. Die Energie versiegt.
Es gibt ja seit einigen Jahren einen Trend hin zum Minimalismus. Nach dem Motto: Weniger ist mehr, werden Dinge reduziert und das Leben vereinfacht. Ich meine, das ist ein Schritt auf dem richtigen Weg. Das Anhaften an materiellen Dingen verwehrt uns die Sicht auf das Wesentliche.
Bereits bei Patanjali lesen wir, dass es 5 Hindernisse (oder auf Sanskrit Kleshas) gibt, die auf dem Weg zur Selbsterkenntnis überwunden werden müssen. Eines davon ist Raga, das maßlose Begehren (unter anderem von Dingen).
Und in der westlichen Tradition zeigt das Beispiel der Mönche, wenn auch auf radikale Weise, dass Besitz ein Hindernis auf dem Weg zur Spiritualität ist.
So weit muss man es ja nicht treiben, aber unser Konsumverhalten zu überdenken, ist schon angebracht.
Die Werbeindustrie erzählt uns täglich, was wir alles brauchen, um etwas zu sein. Wähle aus:
Die Liste lässt sich beliebig verlängern.
Vielleicht ist es genau andersherum. Wir brauchen weniger Dinge und mehr Zeit für uns. Könnte das sein???
Was meinst du? Fällt es dir leicht, dir Zeit für dich zu nehmen? Hinterlasse gerne einen Kommentar.
Was denkst du?